Um zu klären, ob die MV 'ESTONIA' 1994 infolge einer Sprengstoffdetonation untergegangen ist, untersuchte die BAM (Bundesanstalt für Matrialforschung und -prüfung) zwei Blechabschnitte vom Rand eines Loches im Frontschott des Wracks. Es wurden verschiedene Vergleichsuntersuchungen, wie Spreng- und Beschussversuche, sowie Strahl- und mechanische Versuche, an Vergleichsblechen aus Schiffbaustahl durchgeführt. Dazu wurden charakteristische Brüche und Verformungen sowie Verformungsgefüge erzeugt, die mit den Prüfstückgefügen der MV 'ESTONIA' hinsichtlich charakteristischer Gefügemerkmale verglichen wurden. Nach anschließenden metallographischen und röntgenographischen Untersuchungen des Werkstoffgefüges konnte allerdings nicht eindeutig geklärt werden, ob die Gefügemerkmale auf Grund mechanischer oder detonativer Belastungen entstanden waren. Lediglich anhand der Verteilung von Verformungszwillingen könnte eine detonative Beanspruchung nachgewiesen werden. Aus lichtmikroskopischen Untersuchungen der Verteilung verzwillingter Ferritkörner über der Blechdicke, ergaben sich signifikante Unterschiede zwischen den Belastungsarten. Bei Spreng- und Beschussversuchen wurden über der gesamten Blechdicke Zwillinge beobachtet, während bei den Prüfstücken der MV 'ESTONIA' diese nur 0,4 mm unterhalb der Blechoberfläche auftraten. Auf Grund der Eindrücke auf der Oberfläche wurde nachgewiesen, dass die gefundenen Verformungszwillinge durch eine Kugelstrahlbehandlung der Bleche beim Bau des Schiffes entstanden sind.
Zwillingsbildung in Schiffbaustahl am Beispiel der M.V. ESTONIA
The M.V. ESTONIA as an example for twinning in shipbuilding steel
2002
13 Seiten, 17 Bilder, 13 Quellen
Conference paper
German
Risswachstumsuntersuchungen am Schiffbaustahl WMST3SP
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