Das europäische Satellitennavigationssystem Galileo wird voraussichtlich 2016/17 den vollständigen Betrieb (Full Operational Capability, FOC) aufnehmen und den Nutzern eine bessere Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Genauigkeit gegenüber dem bestehenden GPS bereitstellen. Vor diesem Hintergrund werden gegenwärtig unter der Leitung der RWTH Aachen University im Rahmen des Projekts 'Galileo above' zwei Galileo Test- und Entwicklungsumgebungen (GATE) errichtet. Für automobile Anwendungen wird das automotiveGATE in Aldenhoven auf dem Gelände des Aldenhoven Testing Centers (ATC), für Anwendungen im Schienenfahrzeugbereich das railGATE auf dem Gelände des Test- und Validation-Centers der Siemens AG in Wegberg-Wildenrath aufgebaut. Diese ermöglichen bereits vor Inbetriebnahme des Satellitennavigationssystems Galileo, innovative Galileo-basierte Applikationen zu entwickeln und zu testen. Parallel zum Aufbau des Testzentrums wird im gleichen Projekt ein auf Galileo basierender Kollisionsvermeidungsassistent entwickelt und im automotiveGATE erprobt. Der Kollisionsvermeidungsassistenten (Collision Avoidance System, CAS), erkennt sowohl bewegte als auch unbewegte Objekte, die sich auf Kollisionskurs befinden, und greift autonom durch eine Notbremsung oder ein Ausweichmanöver ein, falls keine rechtzeitige und angemessene Reaktion des Fahrers erfolgt. Als Szenario für unbewegte Objekte kann das Vermeiden eines Auffahrunfalls am Stauende, für bewegte Objekte die Vermeidung einer Kollision mit einem entgegenkommenden Fahrzeug angesehen werden. Getragen wird die Projektidee durch Unfallstatistiken, die zeigen, dass mehr als 50 Prozent aller Unfälle auf Zusammenstößen zwischen Fahrzeugen beruhen. Eine besondere Herausforderung besteht hier in der zuverlässigen und präzisen Erkennung des Fahrzeugumfelds, die durch die Kombination aus Galileo-basierter Ortung in Verbindung mit Fahrzeug-Fahrzeug-Kommunikation und bordautonomer Sensorik, wie z.B. einem Radar, erreicht werden soll.Das Gesamtsystem lässt sich in die Bereiche Fahrzeug, Datenbasis und Applikation untergliedern. Diese Bereiche werden im Beitrag kurz erläutert und es wird aufgezeigt, auf welche Weise die Galileo-Ortungsinformation genutzt wird und welche Vorteile sich aus der Verwendung dieser Information - zusätzlich zur bordautonomen Sensorik - ergeben.