Im Zusammenhang mit der Finanzkrise stellt sich die Frage, ob die damit einhergehenden Rückgänge der Fahrzeugverkäufe und Verschiebung zu kleineren Fahrzeugsegmenten nur auf die mangelhafte Verfügbarkeit von finanziellen Mitteln zurückzuführen sind, oder ob dies der Vorbote einer sich ändernden Einstellung zur individuellen Mobilität und einem gesteigerten Bedürfnis nach erhöhter Nachhaltigkeit eigener Kaufentscheidungen ist. Zahlreiche Vorzeichen deuten darauf hin, dass sich weltweit die Einstellung zur individuellen Mobilität ändert. Nachhaltige Mobilität wird gefordert. Die Politik reagiert, und fördert mit ihren Hilfspaketen gezielt alternative Antriebe, insbesondere die Elektromobilität. In Japan führt dies zu einem Boom der Hybridfahrzeuge. In USA wird das 'Stimulus package' für den Aufbau der Entwicklung- und Produktionskapazitäten von Modulen des Elektrofahrzeugs in amerikanischen Firmen eingesetzt. China hat die Marktführerschaft in der Elektromobilität zum strategischen Ziel erklärt und kreiert einen Leitmarkt in Behördenfahrzeugen. Und was geschieht in Europa? Die europäische Politik fördert mit vergleichsweise geringen Mitteln die Erforschung der Elektromobilität. Programme auf nationaler Ebene setzen weit mehr Mittel ein, sind aber europaweit nicht vernetzt. Gleichzeitig steigen die Kundenerwartungen ins Unermessliche und weit über das real erreichbare Ziel hinaus. Es gilt daher einerseits die Erwartungen zu befriedigen, dabei jedoch die Technologie nicht zu überfordern und in eine riskante Subventionsmaschinerie einzusteigen. Ein wichtiger Baustein ist dabei die Kundeninformation, aber auch Motivation. Elektrofahrzeuge liegen heute von ihrer Kostenstruktur weit von einer Marktfähigkeit entfernt. Wie können daher Kunden motiviert werden, die höheren Kosten, bei eingeschränktem Nutzen, zu akzeptieren? Diese Akzeptanz ist notwendig, um die sanfte Stückzahlerhöhung zu realisieren, die eine Kostenreduzierung durch Skaleneffekte ermöglicht. Das Elektrofahrzeug muss daher über ein entsprechendes Image, das dem Zeitgeist Rechnung trägt und gleichzeitig hochemotional anspricht, vermarktet werden. Die derzeitigen rein technischen Erläuterungen sind dazu bei weitem nicht ausreichend. Der gesellschaftliche Wandel führt offenbar zu einem veränderten Nutzer- und Kaufverhalten. War der Pkw bisher ein Allrounder, ist damit zu rechnen, dass in Zukunft mehr auf das persönliche Mobilitätsbedürfnis zugeschnittene Fahrzeuge gewünscht werden. Sonstige Fahr- und Nutzerprofile werden - vor dem Hintergrund persönlicher Wirtschaftlichkeitsentscheidungen - möglicherweise über Leasing-, Pooling- oder Sharing- Konzepte abgedeckt, bei entsprechend finanziell ausgestatteten Haushalten durch Zweit- und Drittfahrzeuge. Daher wird es zur Ausbildung neuer Marktsegmente kommen, zum Beispiel dem typischen Stadtfahrzeug, das vorzugsweise voll elektrisch fährt und Plug-In Fahrzeugen für überregionale Strecken. Langstrecken- und Schwerlastverkehr wird nach wie vor von rein verbrennungsmotorischen Fahrzeugen mit hocheffizienten Antriebssystemen dominiert.


    Access

    Access via TIB

    Check availability in my library

    Order at Subito €


    Export, share and cite



    Title :

    Technische, gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen zukünftiger Mobilität


    Additional title:

    Technical, social and political framework for future mobility


    Contributors:
    Steiger, W. (author)


    Publication date :

    2010


    Size :

    11 Seiten, 3 Bilder, 8 Quellen




    Type of media :

    Conference paper


    Type of material :

    Print


    Language :

    German