Bei der Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen steht das Thema Lärm häufig im Fokus der Diskussion. Dabei werden vielfältige Fragen aufgeworfen, die sowohl die Lärmentstehung und -minderung als auch die Auswirkungen des Lärms auf die Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung betreffen. Die vorliegende Veröffentlichung „Geräuschwirkungen bei der Nutzung von Windenergie an Land“ beinhaltet die Ergebnisse eines Forschungsprojektes, welches die Geräuscheinwirkung durch Windenergieanlagen untersuchte. Dabei wurde der Fokus auf eine besondere Geräuschcharakteristik von Windenergieanlagen gelegt, die sogenannten amplitudenmodulierte Geräusche. Eine vielfach diskutierte These lautet, dass diese besondere Geräuschcharakteristik, die sich z. B. als „Wuschen“ beschreiben lässt, zu einer erhöhten Wahrnehmung und Belästigung bei den Anwohnenden führt. Ein wesentliches Ziel war die Erforschung in welcher Häufigkeit, Dauer und Stärke Amplitudenmodulationen von Windenergieanlagen verursacht werden, und ob diese in der umliegenden Nachbarschaft hör- und messbar sind. Neben Messungen wurden deshalb Personen in der Nähe von Windenergieanlagen befragt. Die Bearbeitung der Fragestellung gliederte sich in fünf wesentliche Schwerpunktaufgaben: - Langzeitschallmessungen im Emissions- und Immissionsbereich über einen Zeitraum von mindestens zwei bzw. sechs Wochen, die in fünf deutschlandweit verteilten Untersuchungsgebieten durchgeführt wurden. - Infraschallmessungen im Zusammenhang mit der Amplitudenmodulation. - Analyse der Messungen mit einem im Rahmen dieses Projektes entwickelten Verfahren zur Erkennung von Amplitudenmodulation. - Befragungen bezüglich der Geräuschbelästigung von umliegenden Anwohnenden in allen fünf Untersuchungsgebieten. - In drei Untersuchungsgebieten erfolgten zusätzlich Hörversuche. Dabei wurden folgende Erkenntnisse gewonnen: - Immissionsseitig liegt der Median der Modulationstiefe zwischen 1,5 bis 2,5 dB. - Nur in einem der fünf Untersuchungsgebiete konnte eine Leistungsabhängigkeit zwischen der Windenergieanlage und der Häufigkeit/Modulationstiefe festgestellt werden, verstärkt bei Querwindsituationen. - In allen Untersuchungsgebieten wurde durch Windenergieanlagen verursachter Infraschall festgestellt. Die Pegel lagen dabei immer unter der gemäß DIN 45680 (Beuth 1997) definierten Hörschwelle. - Die Lästigkeit im Hörversuch stieg mit zunehmender Modulationstiefe. Darüber hinaus zeigten die Ergebnisse, dass bereits die bloße Wahrnehmbarkeit einer Amplitudenmodulation die Lästigkeit erhöht. Im Durchschnitt über alle Untersuchungsgebiete und Geräuschbelastungen hinweg empfanden die Teilnehmenden der Belästigungsbefragung die Lärmbelästigung durch Windenergieanlagen als relativ gering. Sobald allerdings der Beurteilungspegel am Wohngebäude den Wert von ca. 35 dB(A) überschreitet, steigt der Anteil der belästigten bzw. hoch belästigten Personen stark an. Geräuschmerkmale wie „Wuschen“, „Rauschen“ und nicht-akustische Faktoren (Einstellung zu Windenergieanlagen und visuelle Beeinträchtigung) sind wesentliche Einflussgrößen der Lärmbelästigung durch Windenergieanlagen. Die Lärmbelästigung korrespondiert mit der Auftrittshäufigkeit von erkannten, stabil vorliegenden Amplitudenmodulationen.

    Deliberations concerning the planning and approval of wind turbines often revolve around the issue of noise. A wide range of questions are raised that concern both noise generation and noise reduction as well as the impact of noise on the health and quality of life of the population. The present publication, ‘Noise effects of the use of land-based wind energy’, contains the results of a research project that investigated the impact of wind turbine noise. The focus of the research was on a particular sound characteristic of wind turbines known as ‘amplitude-modulated noise’. A frequently discussed thesis is that this particular sound characteristic, describable for example as a ‘whoosh’ sound, leads to increased awareness of noise and annoyance among residents. A key aim of the research was to investigate the frequency, duration and intensity of amplitude modulations caused by wind turbines, and to determine whether these are audible and measurable in the surrounding vicinity. Hence, in addition to measurements, the people who live in the vicinity of wind turbines were interviewed as well. The work to address this question was divided into five priority tasks: - Long-term sonic measurements in the emission and immission area over a period of at least two and up to six weeks, conducted in five study areas distributed throughout Germany. - Infrasound measurements in connection with amplitude modulation. - Analysis of the measurements using a method for the detection of amplitude modulation that was developed within the scope of this project. - Surveys of noise annoyance on the part of surrounding area residents in all five study areas. - Listening tests were also carried out in three of the study areas. The findings gleaned were as follows: - The median modulation depth on the immission side falls between 1.5 and 2.5 dB. - Only in one of the five study areas was it possible to identify a relationship of capacity dependency between the wind turbine and the frequency/modulation depth; this relationship was more pronounced in crosswind situations. Infrasound caused by wind turbines was detected in all of the study areas. The levels were always below the auditory threshold defined pursuant to DIN 45680 (Beuth 1997). In the listening test, the level of annoyance grew as the modulation depth increased. The results also showed that even the mere perceptibility of an amplitude modulation increases the level of annoyance reported by test subjects. On average, across all study areas and noise levels, participants in the annoyance survey found that the annoyance due to wind turbine noise was relatively low. Once the noise rating level at a residential building exceeds a value of approx. 35 dB(A), however, there is a sharp rise in the percentage of respondents who report that they feel annoyed or highly annoyed. Sound characteristics such as ‘whooshing’, ‘rushing’ and non-acoustic factors (attitude towards wind turbines and visual impact) are factors that have a considerable influence on the annoyance due to wind turbine noise. Self-reported noise annoyance correspond with the frequency of occurrence of identified, stable amplitude modulations.


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    Title :

    Geräuschwirkungen bei der Nutzung von Windenergie an Land : Abschlussbericht



    Published in:

    Edition :

    Abschlussdatum: September 2021


    Publication date :

    2022


    Size :

    1 Online-Ressource (244 Seiten, 13,4 MB)


    Remarks:

    Illustrationen, Diagramme
    Digital preservation by Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt / Zentrale


    Type of media :

    Report


    Type of material :

    Electronic Resource


    Language :

    German


    Classification :

    BKL:    52.56 Regenerative Energieformen, alternative Energieformen / 58.56 Lärmschutz, Erschütterungsdämpfung



    Windenergie-Nutzung

    Dr.-Ing. Schade, Diethard | Springer Verlag | 1995



    VGB/BAW-Standard Korrosionsschutz von Offshore-Bauwerken zur Nutzung der Windenergie Teil 1: Allgemeines

    Bundesanstalt für Wasserbau | HENRY – Federal Waterways Engineering and Research Institute (BAW) | 2018

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