Für das System der Westdeutschen Kanäle südlich von Münster war zu klären, wie das durch das Kraftwerk Westfalen oberhalb Hamm erwärmte Lippewasser zur Verkürzung der Eissperrzeiten in Frostperioden genutzt werden kann. Die vorliegende Abschätzung wird mit Hilfe der sogenannten Exponentialmethode zur Berechnung der Wassertemperatur durchgeführt, wobei drei verschiedene Konstellationen des Durchflusses in den Kanälen sowie ein Spektrum von Witterungsfällen zugrundegelegt wird. Die Abwärmeabgabe des Kraftwerks wird als konstant angenommen, entsprechend der Kraftwerks-Nennleistung, sofern nicht zur Einhaltung der maximal zulässigen Aufwärmspanne bei Niedrigwasserbedingungen eine Reduzierung der Leistung erforderlich ist. Generell werden für die Abschätzung vereinfachend stationäre Bedingungen vorausgesetzt. Für den Datteln-Hamm-Kanal (DHK), Rhein-Herne-Kanal (RHK) und den Wesel-Datteln-Kanal (WDK) sind die berechneten Wassertemperatur-Längsprofile bis zum Erreichen der 0 Grad C-Grenze graphisch wiedergegeben. Aus diesen Diagrammen ist beispielsweise zu entnehmen, daß auch unter ungünstigen Witterungsbedingungen mit strengem Frost und hoher Angleichrate (Gleichgewichtstemperatur -l5 Grad C, Relaxationskoeffizient 30 W/(m^{2 K}) im DHK die 0 Grad C-Grenze nicht erreicht wird, wenn von einer Starttemperatur von 12 Grad C und einem Durchfluß von 23 m³/s ausgegangen werden kann. Generell erweisen sich hohe Durchflüsse als besonders günstig für die Eisfreihaltung. Der Abfluß der Lippe hat ausschlaggebenden Einfluß auf die in das Kanalsystem überzuleitende Abwärme und somit auf die Möglichkeit der Eisfreihaltung. Es wird ein Grenzwert des Lippedurchflusses bestimmt, bei dem die in das Kanalsystem übergeleitete Abwärmeleistung ihren Maximalwert annimmt. Unter gegebenen Witterungsbedingungen erreicht bei diesem Durchfluß die Abkühlstrecke bis zum Erreichen des Gefrierpunktes ihre maximale Länge.