Fahrerflucht ist nach wie vor ein überproportional häufig bei Gericht zu behandelndes Delikt. Um eine korrekte Beurteilung abgeben zu können, wird der Aspekt des möglichen Einflusses moderner Kunststoffstoßfänger auf die Wahrnehmbarkeit im vorliegenden Beitrag untersucht. Hier werden die akustische und taktil/verstibuläre Wahrnehmbarkeit untersucht. Bei der akustischen Wahrnehmbarkeit muss regelmäßig die Frage beantwortet werden, ob der Anstoß im Inneren des angestoßenen Fahrzeuges lauter erscheint, als die Lautstärke des gesamten Innengeräuschpegels dieses Fahrzeuges. Deswegen wurden bei den Versuchen auch die Außen- und Innenlautstärken sowie der Gesamtinnengeräuschpegel gemessen. Beim möglichen Fühlen eines Anstoßes muss immer die Änderung der Bewegung analysiert werden, denn nur für Geschwindigkeitsänderungen hat der menschliche Organismus Sensoren, die sog. Mechanorezeptoren bzw. den Vestibularapparat. Folgende Parameter wurden gewählt: Kollisionsgeschwindigkeit: 1 km/h und 2 km/h; Anstoßwinkel: 20 Grad, 45 Grad, 75 Grad und 90 Grad; angestoßene Objekte: starre Wand und flächige Partien von Fahrzeugtüren; Richtung: vorwärts und rückwärts; Fahrzeuge mit modernen und älteren Stoßfängersystemen. Die Auswertung der Versuche zeigt, dass moderne Kunststoffstoßfänger aufgrund der Werkstoff-, Form- und Befestigungsbedingungen einen höheren Dämpfungsgrad als früher verbaute Stoßfängersysteme aufweisen. Damit bewirken sie ein geringeres akustisches Signal beim Anstoß und rufen bei der Kraftübertragung eine geringere maximale Verzögerung hervor, ebenso bewirken sie ein flacheres Anstiegssignal der Verzögerungskurve. Für die Gerichtspraxis bedeutet das, dass bei der Beurteilung realer Anstoßsituationen zugunsten derjenigen Person, die wegen Fahrerflucht angeklagt ist, immer der Bauart der Stoßfängersysteme Rechnung zu tragen ist.