In der Transportabwicklung besteht die Vermutung, daß bei vielen Gütern eine Lockerung der Zeitanforderungen möglich wäre, ohne die Qualität des Logistikprozesses zu stören (die Zeitsensibilität der Güter in der Praxis also teilweise überschätzt wird), und daß eine solche Lockerung vorteilhaft für eine effiziente Transportabwicklung wäre. Bislang fehlte es an systematischen Untersuchungen der in der Praxis bestehenden zeitlichen Bedingungen, Ursache/Wirkungs-Ketten und der tatsächlichen Wirkungen und Wechselwirkungen von flexibleren Abläufen aus den Perspektiven der verschiedenen Akteure bei den Verladern und der Transportwirtschaft. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die bestehenden zeitlichen Anforderungen an logistische Prozesse und Dienstleistungen bezüglich Lieferzeiten (vom Bestelleingang bis zur Auslieferung), Transportlaufzeiten vom Versender zum Empfänger und Abholzeiten beim Versender/Annahmezeiten beim Empfänger (Zeitfenster) transparent zu machen, hinsichtlich ihrer Ursachen und Wirkungen zu hinterfragen und Spielräume (Zeitpuffer) zu identifizieren, um die Potentiale und Wirkung zeitlich flexiblerer Abläufe abschätzbar und faktisch erschließbar zu machen. Im Ergebnis zeigte sich die Bedeutung der zeitlichen Bedingungen für logistische Prozesse. Es konnten Vor- und Nachteile unterschiedlicher Zeitvorgaben auf allen Ebenen des Beschaffungs- und Vertriebsprozesses identifiziert werden. Insbesondere bei Teilladungen führen enge Zeitanforderungen und ungünstige Überschneidungen zu suboptimalen Transportabläufen (im Sinne erschwerter Bündelung und Rückfrachtdisposition). Diesbezüglich könnten durch Aktivierung der bestehenden zeitlichen Spielräume und verbesserte Abstimmung der Akteure erhebliche Optimierungspotentiale erschlossen werden. Ein wichtiges Ergebnis der Untersuchungen ist, daß jeder der Beteiligten beim Anderen solche Spielräume vermutet und deren Nutzung als vorteilhaft einstuft, selbst jedoch nicht zu Zugeständnissen bereit ist und die eigene Flexibilität nicht einschränken möchte. Eine Optimierung der logistischen Abläufe durch Aktivierung der bestehenden zeitlichen Spielräume erfordert daher ein Aufeinander-Zugehen der verschiedenen Akteure und die Bereitschaft zu gegenseitigen Zugeständnissen.


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    Title :

    Chancen und Wirkungen einer Flexibilisierung der Lieferzeiten und Lieferzeitfenster


    Contributors:
    Kämpf, K. (author) / Kesten, J. (author)

    Published in:

    Publication date :

    1999


    Size :

    66 Seiten, 20 Tabellen, 29 Quellen


    Type of media :

    Report


    Type of material :

    Print


    Language :

    German