Industrieanlagen, die aufgrund ihres Stoffinhaltes der Störfall-Verordnung unterliegen und sich in der Nähe von Start- bzw. Einflugschneisen von Flugplätzen befinden, müssen einen bestimmten Abstand zum System der Start- und Landebahnen einhalten. Liegen diese Anlagen innerhalb der Start- bzw. Einflugschneise, muß eine Bewertung der umgebungsbedingten Gefahrenquelle Luftverkehr vorgenommen werden. Gegenwärtig wird eine ortsspezifische Absturzhäufigkeit ermittelt und diese einer fiktiven sensiblen Anlagenfläche gegenübergestellt. In Deutschland ( alte Bundesländer ) existieren z.Zt. ca. 550 Flughäfen und Landeplätze. Diese hohe Dichte hat zur Folge, daß ca. 24 % der Landesfläche unmittelbar vom Luftverkehr betroffen ist. Die meisten Flugzeugabstürze sind auf Unfallereignisse in der allgemeinen Luftfahrt zurückzuführen. Diese sind jedoch in 74 % der Fälle auf den unmittelbaren Platzbereich beschränkt. Die Einflugschneisen großer Flugplätze sind durch Zwischenfälle in der allgemeinen Luftfahrt weniger gefährdet, als dies bei Landeplätzen der Fall ist. Aus diesem Grund ist die in der 2. Verwaltungsvorschrift zur Störfall-Verordnung (2. StörfallVwV) festgelegte Abstandsregelung zu überprüfen. In der vorliegenden Arbeit wird durch Analyse und Auswertung von Unfallstatistiken der allgemeinen Luftfahrt gezeigt, daß eine Abhängigkeit zwischen der Unfallhäufigkeit, der Flugplatzgröße und der Anzahl der jährlichen Bewegungen besteht. Anhand statistischer Testverfahren wird gezeigt, daß es gerechtfertigt ist, eine Exponentialverteilung der Unfallhäufigkeit in der Hauptbewegungsrichtung der Luftfahrzeuge anzunehmen. Durch die Verknüpfung von zwei Wahrscheinlichkeitsaussagen, der spezifischen Absturzhäufigkeit und der spezifischen Trefferwahrscheinlichkeit, kann die Wahrscheinlichkeit des Direktreffers eines definierten Flächenelements in den Start - und Einflugschneisen angegeben werden. Durch Vergleiche mit Risikoanalysen aus dem Bereich der Kerntechnik, der Lagerung von Gasen und natürlichen Risiken die eine vergleichbare Belastung darstellen, wird ein Flächenbereich angegeben, innerhalb dessen die Errichtung und der Betrieb von Anlagen mit gefährlichem Stoffinhalt ein erhöhtes Risiko darstellt und deshalb nicht empfohlen werden kann.