Es wird über die Entwicklung und Ausführung der Bremsanlage des neuen 3,5 t Transporters von Mercedes-Benz berichtet. Das Fahrzeug ist mit vier Scheibenbremsen, ABS und ABD (Automatisches Bremsen Differential) ausgerüstet. Die Bremsleistungen betragen bei 160 km/h und 3,5 t 1250 kW, die Motorleistung nur 100 kW. Bei der Entwicklung der neuen Bremsanlage wurden folgende Ziele gesetzt: Reibwertkonstanz, thermische Belastbarkeit (auch mit 750 kg Anhänger), hoher Bremskomfort, Korrosions- und Schlechtwegfestigkeit. Für die Servicekosten wurden Wartungsfreundlichkeit, lange Standzeiten von Belägen und Scheiben, kleinste Bremsflüssigkeitsmenge und geringe Bremsrestmomente angestrebt. Eingesetzt werden and den Vorderachsen Faustsattelbremsen mit innenbelüfteten Scheiben (Teves FN 3-60, Perrot VÖ 244) an der Hinterachse Faustsattelbremsen mit massiver Scheibe (Teves FN 45 und FN 52, Perrot VÖ 244). Bei der Entwicklung wurde die Erprobung zusammen mit den Bremsen- und Belagherstellern nach einem gemeinsam erstellten Lastenheft durchgeführt. Ein wesentlicher Meilenstein in dem Entwicklungsablauf waren die Fahrzeugversuche. Zur Bewertung von Fahrergebnissen wurden für die Belagtypen Fingerprints erstellt, wobei die Ergebnisse von Versuchen in Kennfeldern (Reibwert über zwölf verschiedenen Parametern) aufgetragen wurden (ein Beispiel ist dargestellt). Auch für eine Bergabfahrt mit Meßwerten von Temperaturen, Verzögerung, Pedalkraft und Geschwindigkeit ist ein Beispiel dargestellt. Vor der endgültigen Markteinführung wurden noch Dauer-, Komfort- und Wartungsuntersuchungen an mehreren tausend Fahrzeugen einer Pilotserie durchgeführt. Die hier vorgestellte Entwicklungs- und Erprobungsweise ist inzwischen als Standard anerkannt. Neben der Vermeidung von Doppelarbeit ist auch die Verteilung der Kosten zwischen den Beteiligten zu vereinbaren.