Bis Ende der 1970er-Jahre wurden Kollisionsanalysen in der Unfallrekonstruktion mit der Impuls- und Drehimpulserhaltung berechnet. Der Energiesatz wurde in dieser Zeit nur in geringem Umfang für Berechnungen verwendet. Je mehr in der Unfallanalyse jedoch systematische Forschung betrieben wurde, desto mehr fiel auf, dass es bei bestimmten Unfalltypen Besonderheiten gab, die mit der Impuls- und Drehimpulserhaltung nicht genügend genau erklärt werden konnten. Es handelte sich dabei um Fälle mit Abgleiten und mit Zerreißung bzw. mit Bruch von Strukturen. Während bei Fällen ohne Abgleiten die Schwere der Insassenverletzung gut mit der Schwere der Fahrzeugschäden korrelierte, war das bei den Sonderfällen nicht so. Auklärung und Verständnis dafür brachte Anfang der 1980er-Jahre die zusätzliche Aufnahme des Energiesatzes in die Kollisionsberechnung. Ein großer Schritt in diese Richtung war die Definition der Energy Equivalent Speed (EES) und die Kombination von Impulssatz (Vektoren) mit dem Energiesatz (skalare Größen). Diese mittlerweile 30 Jahre alte Entwicklung wird aber immer noch nicht von allen mit Unfallrekonstruktion befassten Fachleuten (Ingenieure, Mediziner, Juristen) zur Kenntnis genommen, was im Arbeitsalltag zu Fehlbeurteilungen führen kann. Ein historischer Überblick zu verschiedenen Berechnungsmethoden zur Unfallrekonstruktion wird gegeben. In der Automobilindustrie wurden schon früher Crashversuche durchgeführt. Diese dienten zwar der Verbesserung der aktiven und passiven Sicherheit, für die Unfallanalyse ließen sich daraus jedoch viele Erkenntnisse ableiten. Die spezielle Art der Kollisionsanalyse, wie sie bei der Unfallrekonstruktion zur Anwendung kam, war aber kaum Gegenstand der Forschungsarbeiten in der Industrie. Von 1995 bis 2000 fand die Einführung der rechnerunterstützten Kollisionsanalyse statt. Etwa in diesem Zeitintervall entstanden generell viele verschieden Programme zur Kollisionsanalyse und zur Unfallrekonstruktion. Diese Programme wurden in den letzten Jahren bis heute mit der Durchführung viele Crashtests verifiziert und weiterentwickelt. Zur besseren Verdeutlichung werden einige praktische Beispiele beschrieben und diskutiert. Es wird aufgezeigt, wie mit verschiedenen Kollisionsarten (Abgleiten, ohne Abgleiten, Abgleiten mit Abriss von Teilen) umzugehen ist. Eine zielführende Unfallrekonstruktion muss mit der sorgfältigen Analyse der vorhandenen objektiven Merkmale beginnen. Erst wenn alle daraus zu ziehenden Schlüsse dargestellt und begründet sind, kann die rechnerunterstützte Unfallanalyse weitere Erkenntnisse oder Verfeinerungen liefern.


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    Titel :

    Ein Vergleich von unterschiedlichen Kollisionstypen hinsichtlich Geschwindigkeitsänderung, EES und Insassenbelastung


    Weitere Titelangaben:

    A comparison of different collision types with regard to change in velocity, EES and occupant loads


    Beteiligte:
    Burg, Heinz (Autor:in) / Moser, Andreas (Autor:in) / Steffan, Hermann (Autor:in)

    Erschienen in:

    Erscheinungsdatum :

    2013


    Format / Umfang :

    12 Seiten, 29 Bilder, 1 Tabelle, 8 Quellen



    Medientyp :

    Aufsatz (Zeitschrift)


    Format :

    Print


    Sprache :

    Deutsch