Der klassische Handbremshebel weicht in immer mehr Fahrzeugmodellen einer einfachen Taste. Sie gehört zur elektronische Parkbremsen (EPB), deren Ausstattungsrate rasant steigt: Bis zum Jahr 2020 erwarten die Experten eine Vervierfachung der momentanen EPB-Stückzahlen auf gut 22 Millionen Einheiten weltweit. Unterschieden werden die Direktaktuator- sowie Seilzugtechnik. Einzig TRW bietet als Bremsensystemlieferant derzeit einen Direktaktuator an. Dessen Gesamtmarktanteil beträgt geschätzte 60 Prozent. Allerdings mit steigender Tendenz, denn auch Bosch, Continental und Mando wollen in das lukrative Geschäft mit den Direktaktuatoren einsteigen. Die hydraulische Betriebsbremse ist immer noch der Stand der Technik. Dagegen ist die elektrische und damit trockene Betriebsbremse noch immer von der Serienfertigung weit entfernt. Mit ihr hinkt auch der vollständige Umstieg der Parkbremse auf die Direktaktuatortechnik den Zielen hinterher. Heute rechnet kein Experte damit, dass der so genannte 'Cable-Puller', bzw. die Seilzugparkbremse in den nächsten zehn Jahren vom Markt verschwinden wird. Für den Cable-Puller spricht die einfache Applikation mit bestehenden Hinterachskonstruktionen, da der OEM die Bremskomponenten unverändert übernehmen kann. Das ist vor allem bei Fahrzeugserien von Vorteil, die in unterschiedlichen Ausstattungslinien mit alternativ elektrischer oder konventioneller Parkbremse angeboten werden. Ein Beispiel für eine solche Vorgehensweise sind die Bremsen im neuen Opel Ampera. Wenn er Ende 2011 in Serie gehen wird, dann will Opel nicht den sattelintegrierten EPB-Aktuator verbauen, sondern die flexibel im Fahrzeug befestigte Seilziehereinheit. Sie spannt den Bremssattel auf beiden Hinterachseiten über Bowdenzüge zu. Den Cable Puller fertigt Brose am Standort Würzburg. Von hier liefert das Familienunternehmen die Aktuatoren sowohl für die Delta- als auch die Epsilon-Plattformen an die weltweiten GM-Standorte. Allerdings als Second-Tier-Supplier. First-Tier-Supplier ist Continental Automotive, der als Systemlieferant zudem die Elektronik beisteuert. Mit über einer Million ausgelieferten Cable-Puller im Jahr 2010 sieht sich Brose als Marktführer mit einem Marktanteil von etwa 60 Prozent. Die Fa. Küster in Ehringshausen hat im vergangenen Jahr ebenfalls rund eine Millionen Parkbremsen produziert. Zusammen decken beide Firmen etwa 40 Prozent des weltweiten elektronischen Parkbremsenmarkts ab. Die restlichen 60 Prozent sind ausnamslos Direktaktuatoren von TRW. Seit 2001 hat der US-amerikanische Konzern 12 Millionen EPB-Bremsen verkauft. Das Gros der Bremsen fertigt TRW in Europa, in seinen Werken in England, Tschechien und in Koblenz. Erst kürzlich hat der Konzern die Vorderachs-EPB vorgestellt. Dort entwickelt TRW auch die Parkbremsen. Im Jahr 2012 sollen auch bei Bosch und Mando die ersten Caliper-Integrated-Systeme in Serie gehen. Bosch nennt als Kunden einen europäischen OEM, ohne den Namen zu nennen. Von Mando kommen überhaupt keine Informationen. Die Systeme der Hersteller werden sich im Aufbau nicht unterscheiden. Alle Systeme brauchen einen Elektromotor, eine Getriebeeinheit und einen Spindeltrieb. Dieser Aktuator muss die Zuspannbewegung ausführen. Auch wenn die EPB mehr sicherheits- als funktionsgetrieben ist, übernimmt die Parkbremse in den neuen Antriebskonfigurationen mit Start-/Stopp, Shift-by-wire oder Abstandsregelung für Stopp-and-Go immer mehr Funktionen. Um solche Funktionen zu realisieren, übergibt der Fahrzeugregler beim Stillstand von der normalen Betriebsbremse zur Parkbremse. Wie dies genau ablaufen muss, ist gesetzlich geregelt. Die zweite große Aufgabe für die EPB ist die Notbremsung. Hierbei übernimmt die Parkbremse sogar geringe Fahrstabilitätsregelungen, um einen stabilen Geradeauslauf sicherzustellen. Das kann eine Handbremse, die der Fahrer mit dem Fußpedal oder dem Handbremshebel selbst zuspannt, nicht.


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    Titel :

    Hat Ritsch-Ratsch ausgedient?


    Weitere Titelangaben:

    Is the mechanical parking brake out for good?


    Beteiligte:

    Erschienen in:

    Automobil Industrie ; 56 , 5 ; 52-55


    Erscheinungsdatum :

    2011


    Format / Umfang :

    4 Seiten, 6 Bilder, 2 Tabellen



    Medientyp :

    Aufsatz (Zeitschrift)


    Format :

    Print


    Sprache :

    Deutsch




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