In der längsten Pressenhalle der Welt, in Kassel, betreibt die VW AG insgesamt sechs Linien zum Formhärten von Kasrosseriekomponenten. Zum Einsatz kommen Pressen, die bei max. Preßkraft eine sehr hohe Arbeitsgeschwindigkeit erreichen. Zusammen mit Schuler (Pressen), Schwartz (Öfen) und Trumpf (Laserschneidanlagen) wurde die neue Technologie im Eiltempo zur Serienreife getrieben. Die erste Linie wurde nach dem Projektstart in elf Monaten betriebsfertig übergeben. Direkt vor der Presse, wo die Bleche gelbrot glühend (950 Grad C) aus dem Ofen kommen, werden sie in Windeseile zentriert und so in die Presse eingelegt. Sobald das Blech Kontakt mit dem Werkzeug hat, kühlt es ab und erreicht dabei eine Festigkeit von bis zu 1500 MPa/mm². Mit der neuen Technologie konnte beim Passat das Gewicht der Karosserie um etwa 22 kg verringert und die Crashsicherheit erhöht werden. Die Öko-Bilanz des Formhärtens ist positiv. Allein durch das Formhärten beim VW-Passat konnte VW eine Einsparung von 0,4 Mio Tonnen an CO2 Äquivalenten erzielen. Ziel der VW AG ist es, die Umstellung von Teilen vom indirekten Prozeß auf den direkten Prozeß umzustellen. Beim indirekten Prozeß werden die Platinen vorgeformt. Dazu erfolgt in einer Transferpresse ein Vorformen und -schneiden der Bauteile. Erst dann wird das Teil im Ofen aufgeheizt, wobei zum Transport teilspezifische Aufnahmen nötig sind. In der Presse wird das Teil dann warm umgeformt, dabei vergütet und in die endgültige Form gebracht. Ganz anders beim einstufigen Prozeß, bei dem ein ebenes Blech ausgestanzt, aufgeheizt und der Presse zugeführt wird. Der Mehraufwand beim zweistufigen Prozeß ist nötig, weil sich die komplexeren Teile nicht in einem Hub aus einer Platine herstellen lassen. Denn das Material, das für die Umformung benötigt wird, kann im Warmumformprozeß nicht geholt werden - das Blech würde reißen. Geschnitten wird die Mehrzahl der formgehärteten Teile auf 3D-Laserschneidanlagen. Die 17 Lasercell 1005 stehen in Vierer-Reihen direkt neben den Preßlinien. Als Alternative zum Laser beschneidet VW einige Teile mit speziell entwickelten Beschnittwerkzeugen, die den enormen Belastungen beim Schnitt der Bleche standhalten.