Der vorliegende Beitrag behandelt die Frage der Ursachen des (Güter-)Verkehrswachstums in modernen Gesellschaften aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive. Welche disziplinären Erklärungen der Genese des (Güter-)Verkehrs kann die Soziologie liefern und welche politisch-gestalterischen Strategien für die Bewältigung dieses Wachstums lassen sich aus dieser Sichtweise ableiten? Um eine Antwort zu geben wird zunächst auf die spezifisch makroanalytische Herangehensweise der Soziologie an das Phänomen (Güter-)Verkehr eingegangen. Darauf aufbauend wird ein soziologisches Verkehrsgenesekonzept hergeleitet, welches Verkehrswachstum als eine notwendige Voraussetzung und Begleiterscheinung der Entstehung und weiteren Entwicklung hochdifferenzierter moderner Gesellschaftsstrukturen konturiert und auf die Kernthese einer .Wahlverwandtschaft von Moderne und Mobilität zielt. Davon ausgehend werden schließlich die politischen Möglichkeiten und Grenzen einer ökonomisch wie ökologisch zukunftsfähigen Verkehrsgestaltung diskutiert. Verkehr als integrierendes Moment sich differenzierender und damit modernisierender Gesellschaften muss als eine Modernisierungsbedingung gedacht werden, da Gesellschaften sich nur in dem Maße differenzieren können, in dem und soweit die verkehrlichen Integrationspotentiale dazu bereitstehen. Vor diesem Hintergrund erscheint es gerechtfertigt, dem Verkehr insgesamt eine sehr viel größere analytische Bedeutung im Zusammenhang soziologischer Theoriebildung zuzusprechen und in seiner Untersuchung einen Perspektivenwechsel vorzunehmen hin zu seiner Neubewertung als notwendige und unabhängige Variable gesellschaftlicher Entwicklung. Man könnte auch sagen, Verkehr ist das, was die moderne Welt im Innersten zusammenhält und zugleich auseinander treibt. Er ist damit ein essentielles Element moderner Gesellschaftsentwicklung. Im Rahmen einer konsistenten Bündelung von Produkt-, Nutzungs- und Systeminnovationen könnten angebotsseitige Produktstandards, nachfrageseitige Markteinführungshilfen und fiskalische Instrumente zur Produktinnovation, staatliche Beschaffungspolitik und Forschungspolitik zusammenspielen, um eine konsequente und proaktive politische Technisierungsstrategie als Grundlage einer nachhaltigen Umgestaltung des Verkehrssystems durchzusetzen.