Die Ansprüche an die Wertanmutung des Fahrzeuginnenraums finden ihren Höhepunkt in der Art der Fugengestaltung. Die Umsetzung dieser Ansprüche in das Produkt erfordert eine intensive Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche und bedingen eine sehr genaue Auseinandersetzung mit dem Befestigungskonzept der Verkleidungsteile, den Toleranzen der angrenzenden Bauteile und insbesondere des Rohbaus sowie den Toleranzen bzw. den Material- und Herstellkonzepten der Verkleidungsteile. Die Richtlinien des gewünschten Fugenkonzeptes werden in hohem Maße durch den Stylisten vorgegeben, der in dem Prozess der Fugengestaltung die Interessen der Unternehmensführung vertritt. Die generellen Forderungen des Stylisten nur Verwendung von flächenbündigen Fugen, kein sichtbarer Toleranzausgleich bei Bauteiltrennungen, die direkt im Blickfeld liegen und ein sichtbarer Toleranzausgleich sollte maximal nur 2 mm betragen, sind für die Verkleidungsteile aufgrund der kunststoffspezifischen thermischen Eigenschaften problematisch. Darüber hinaus wird eine mögliche Auswahl von Material- bzw. Herstellkonzepten entscheidend durch zusätzliche Anforderungen an die Verkleidungsteile eingeschränkt. Dies sind zum Einen versuchstechnische Anforderungen und zum Anderen die Erweiterung der Verkleidungsteile oberhalb der Brüstung zu sicherheitstechnischen Funktionsteilen. In diesem Zusammenhang ist die Eindämmung der Splitterneigung der Kunststoffe bei Tieftemperaturen ein entscheidendes Auswahlkriterium. In Verbindung mit der Hinterspritztechnik kann als Trägerwerkstoff sowohl ABS bzw. PC/ABS als auch HCPP eingesetzt werden, wobei letzterer die kostengünstigere Variante ist. Obwohl hinterspritzte Verkleidungsteile eine Reduzierung der Wärmeausdehnung erfahren, gibt es ein Potential für neue Materialien und Verfahren, die bei niedrigen Ausdehnungskoeffizienten und guter Wärmeformbeständigkeit auch ohne Einsatz der Hinterspritztechnik sowohl die Anforderungen im Tieftemperaturbereich erfüllen als auch die Ausarbeitung eines Fugenkonzeptes mit hoher Wertanmutung ermöglichen.