Vor nicht einmal vier Jahren schien der weltweite Konjunktureinbruch auch die Automobilindustrie in eine tiefe Krise zu stürzen. Die Zahl der verkauften Fahrzeuge ging v.a. in Europa und Nordamerika dramatisch zurück und eine Botschaft war in unterschiedlichen Variationen in der Presse und in Fachdiskussionen zu vernehmen: Junge Menschen verlieren die Lust am privaten Pkw. Gestern noch Status- und Freiheitssymbol, wird das Auto morgen nur noch reines Funktionsgut sein, so die oft formulierte These. Vor allem in Großstädten sei der junge Mensch heute pragmatischer unterwegs und sehe das Auto insgesamt differenzierter. Anekdotische Beweise und Gegenbeweise für diese These waren seitdem vielfach zu vernehmen. Eine tiefergehende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesen Trends fehlt jedoch bisher. Dies verwundert, könnte doch gerade dieser Bewusstseinswandel in einer jungen Zielgruppe einen wichtigen Impuls für die Gestaltung eines nachhaltigeren Mobilitätssystems darstellen. Dieser Text liefert die Grundlage für eine notwendige wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem o.g. Trend zur pragmatischen Verkehrsmittelnutzung bei jungen Menschen. Ziel ist es, auf wichtige unbearbeitete Fragestellungen hinzuweisen und ein Überdenken bisheriger Kommunikationsstrategien anzuregen. Zunächst stehen zwei Fragen im Mittelpunkt. Zum einen, welchen Einfluss haben überhaupt Einstellungen und Werte auf das Mobilitätsverhalten junger Menschen? Die Bedeutung des Automobils mag schwinden, doch sind es nicht vielmehr strukturelle Zwänge, die eine Nutzung des Pkw begründen? Und zum anderen: Inwiefern wird das Mobilitätsverhalten in Kindheit und Jugend geprägt? Ist tatsächlich von einer „Erziehung zur Automobilität“ auszugehen oder spielt die Sozialisation im Mobilitätsbereich nur eine untergeordnete Rolle? An die Aufbereitung des Forschungsstandes schließt sich eine Zusammenstellung empirischer Hinweise für geänderte Mobilitätsmuster junger Menschen an. Auf Basis nationaler und internationaler Studien können mehrere Trends identifiziert werden: ein leichter Rückgang des Führerscheinbesitzes, eine Abnahme der Pkw-Verfügbarkeit, ein Rückgang der Pkw-Nutzung und ein Trend zur Multimodalität. Sie sind v.a. bei jungen Männern nachzuweisen. Die betrachteten Studien stützen sich überwiegend auf nationale Verkehrserhebungen, die nur wenige Indikatoren zur Verfügung stellen, mit denen Ursache-Wirkungs-Beziehungen analysiert werden können. Deshalb wurden auf Basis einer Literaturrecherche mögliche Ursachen veränderter Mobilitätsmuster junger Menschen bestimmt und in fünf Thesen zusammengefasst. Es wird beschrieben, dass sich Biographien in jungen Alterskohorten verändern. Weiterhin wird auf das Zusammenspiel von Mediennutzung und Mobilität eingegangen. Es werden Aspekte eines möglichen Wandels von Wertorientierungen dargestellt und auf stärker ökonomisch-strukturelle Ursachen eingegangen. Zu diesen Ursachen zählen Budgetumschichtungen und Änderungen im Verkehrssystem selbst, die eine multimodale Verkehrsmittelnutzung fördern. Trends und Ursachen werden in einer Bewertungsmatrix gegenübergestellt und hinsichtlich ihrer Wirkung beurteilt.

    Not even four years ago, the global economic crisis seemed to toss also the automotive industry into a deep struggle. The number of distributed vehicles decreased especially in Europe and North America dramatically and the variously phrased message in media and scientific discussions was that young people lose interest in a privately owned vehicle. A status symbol and metaphor for freedom yesterday, tomorrow just a mean to an end is the often repeated assumption. Primarily in agglomerations, young people tend to be more and more pragmatic in their travel behaviour or might even show a reserved attitude towards cars. Anecdotal examples and contrary evidence for the assumption could be registered many times ever since. However, a deeper scientific debate regarding this matter is still missing. An irritating state, since an attitude change within a young target group could deliver an important impulse for the creation of a sustainable mobility system. This paper delivers the basis for a sound scientific discussion on the observed trend regarding a more pragmatic travel behaviour within younger age groups. It is the aim to point out important unaddressed research questions and to stimulate a reassessment of the current marketing strategies. Current studies are evaluated and empirical clues for changed travel behaviour of younger people are collectively displayed. The state of research for two main assumptions is reviewed. On the one hand, which impact do attitudes and values have on mobility of younger people? Maybe the importance of the car is diminishing, but are not structural constraints rather the reasons for a possible change of usage? On the other hand, how far is the individual travel behaviour influenced by childhood and coming of age? Is a “breeding toward a car society” existent or is the socialization just a minor aspect regarding mobility? The preparation of the state of research is followed by a collection of empirical clues for changed travel behaviour of young people. Five trends can be identified on the basis of German and also international studies regarding the mobility of young people: a slight decline in the ownership of driver licences, a decreased car ownership as well as a decreased car usage and a trend towards multi-modal travel patterns. Finally, the four trends can be primarily observed for young males. The studies regarded are mainly based on national travel surveys, which usually only include a limited number of indicators necessary for an assessment of cause and effect relations. Hence, possible causes were identified based on the literature research and aggregated into five theses. It is described, that biographies of younger age groups are changing. The usage of new communication technologies and its influence on mobility is mentioned. Aspects of a possible change in the value orientation are responded, too. Finally, economic and structural causes are analysed. Budget shifts and changes in the transportation system itself are examples of such causes, which may lead to a more multi-modal usage. Trends and theses are systematically assessed regarding the strength of influence.


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    Titel :

    Alles wie immer, nur irgendwie anders?


    Untertitel :

    Trends und Thesen zu veränderten Mobilitätsmustern junger Menschen


    Weitere Titelangaben:

    Same same but different? Trends and theses with regard to changing mobility patterns amongst young people



    Erscheinungsdatum :

    2012


    Anmerkungen:

    InnoZ-Bausteine ; 10


    Medientyp :

    Buch


    Format :

    Elektronische Ressource


    Sprache :

    Deutsch



    Klassifikation :

    RVK:    ZO 1700
    DDC:    380



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